Wir kennen es alle – wahnwitzige Sprüche und Ausreden von Musikschülern. Ich unterrichte jetzt seit ungefähr sieben Jahren, vielleicht acht, ich weiß es nicht so ganz genau. Und in der Zeit sind mir die spektakulärsten Ausreden und Sprüche entgegen gekommen. Selbstverständlich sind alle Namen geändert, um Anonymität gewährleisten zu können; und ich nutze generisch die männliche Form „Schüler“ um nicht offenzulegen, ob es sich um männliche oder weibliche Schüler handelt.
Platz 1: „Ich konnte nicht üben, weil.. ja das weiß ich eigentlich nicht so genau“ – Dieser Spruch belegt ganz ungeschlagen den Platz 1 der witzigsten Sprüche. In diesem Fall war es ein Gitarrenschüler, der generell schon recht viele Ausreden hatte, warum er ausgerechnet in der letzten Woche nicht üben konnte. Mal war es der Besuch von Tante Erna, die extra aus dem Ruhrpott zu Besuch kam, dann das Problem mit den vielen Klassenarbeiten, die man in der 8. Klasse schreiben muss, oder auch weil der beste Freund am Wochenende seinen Geburtstag gefeiert hat mit einer Übernachtungsparty. Aber der Spruch, dass er gar nicht so genau wisse, warum er nicht üben konnte, schlägt es um Längen!
Platz 2: „Hast du schon einmal mit Metronom gespielt? – Hä? Den Song kenne ich gar nicht!“ – In diesem Fall stammt die Frage von mir, und die und die Antwort vom Schüler. Für gewöhnlich ist der Schüler sehr fleißig und auch durchaus talentiert, aber in diesem besonderen Fall war es wohl ein grandioses Missverstehen der Frage. Nein, „mit Metronom“ heißt kein heutiger Popsong – es ist die Frage, ob besagter Schüler schon einmal mit einem Metronom, also einem kleinen Tempo- und Taktgeber gespielt hat. Wir haben in der Situation dann beide sehr herzlich gelacht.
Platz 3: „Weswegen möchtest du denn Gitarre spielen lernen? – Na wegen so krasse Solos und so!“ – Uff.. der hat gesessen. Und dieser Spruch kommt leider immer häufiger, aber beim ersten Mal war es für mich ein Knaller. Normalerweise kommt sowas wie „mit Freunden am Lagerfeuer spielen“ oder „für die Jugendgruppe“, oder natürlich der Klassiker „um Mädels zu beeindrucken“. Sehen wir davon mal ab, dass der Plural „Soli“ heißt und nicht „Solos“, ist der Gedanke, dass jemand deswegen zum Unterricht kommt fast ein wenig abstrus. Denn um „krasse Solos“ spielen zu können, bedarf es vorher im Regelfall einige Jahre an konzentriertem Unterricht und viel Übung, bevor man sich in diese Gefilde wagen kann.
Platz 4: „Wie? Die Hausaufgaben? Ich dachte das war ein Witz von dir!“ – Äh.. nein. Dass du zu dieser Woche eine Hausaufgabe auf hast, und ein bestimmtes Stück vorbereiten sollst, war mit Sicherheit kein Witz. Und besonders dann nicht, wenn ich sage: „Das hier ist ein Menuett in A-Moll von Petzold, bitte guck dir zuhause in Ruhe die Noten an, und bereite das Stück schon einmal zur nächsten Stunde vor“. Zugegeben habe ich in der Situation nicht wirklich gelacht, aber im Nachhinein lache ich doch recht oft sehr herzlich über diese mehr als nur kuriose Antwort. Und der Schüler gehörte nicht zu den kleinen Kindern, oder zu den überheblichen Erwachsenen, sondern war ein Teenager kurz vor der Volljährigkeit. Heute lachen wir gemeinsam über das Ereignis, und der Schüler macht säuberlich und ordentlich seine Hausaufgaben.
Platz 5: „Ach? Der Punkt bestimmt welche Note das ist, und nicht wo der Hals endet?“ – Ja natürlich! Bei ganzen Noten bekommst du das doch auch hin! Warum sollte es bei Halben, Vierteln, oder Achteln anders sein? Das ist doch nur dämlich! Der Schüler wusste ja auch, dass Hälse nach oben und nach unten abgehen können vom Notenkopf, und hat auch all die bisherigen Monate fabelhaft nach Noten gespielt. Und erklärt habe ich es.. Da frage ich mich dann nur noch eins: plötzliche Amnesie? Anders kann ich mir das nicht erklären. Aber lustig war es schon irgendwie, besonders in Verbindung mit dem verblüfften, faszinierten Blick des Schülers. Als hätte ich erklärt, dass ich auf einem kleinen Mond hinter dem Jupiter geboren wäre. Hier hilft eins: den Job mit Humor nehmen, und das tue ich so gut es geht!
Das waren nun die Top5 der witzigsten, oder eher kuriosesten, Schülersprüche aus dem Musikunterricht. Und da wo die her kommen, gibt es noch viele mehr – wie beispielsweise „Ich dachte man spielt Blues immer in A-Dur…“
Keep On Rockin!